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Mit ALS zur neuen FahrerlaubnisReichenbach, den 20.02.2010
1) Die Vorgeschichte 1) Die VorgeschichteWie vielleicht bekannt verstehen mein Sohn und ich uns schon lange nicht mehr. Er hat mich nie in 4 Jahren besucht oder in irgendeiner Weise unterstützt. Bei einem sehr unfreundlichen Zusammentreffen mit ihm vor meiner Garage rief er die Polizei und den Krankentransport. Da sie mich nicht verstanden haben (oder verstehen wollten) endete das Ganze so, dass sie mich im Krankenwagen kostenpflichtig nach Reichenbach ins Heim gefahren haben. Die Nachbarsfrauen haben mir am nächsten Tag meinen Smart gebracht. 2) Idiotentest und medizinische VorbereitungDann bekam ich Post von der Polizei - wie erwartet. Ich sollte eine schriftliche Stellungnahme zu dem Vorkommnis machen. Ich habe alles wahrheitsgemäß geschrieben und abgeschickt. Es ist dann Post gekommen, dass ich zum MPU-Test („Idiotentest“) zur DEKRA in Plauen muss. Dort habe ich gleich einen Termin bekommen. Ich bin drei Mal vor dem Termin hingefahren, um meine Unterlagen über meine Krankheit ALS abzugeben. Ich habe auch drei Mal schriftlich gebeten, dass ich meine Handynummer geben kann, damit sie mir eine SMS schicken können, da ich ja nicht sprechen kann. Die Vorzimmerdame hat mich sehr unfreundlich behandelt und mir nichts gegeben. Ich soll doch anrufen….und alles andere und weitere dann, wenn ich aufgerufen werde. Nebenbei hat mich mein neuer Freund Dietmar Werner mich zum Sehtest gefahren. Er hat auch Passbilder in meinem Zimmer mit einem Tischtuch gemacht. Zu ihm möchte ich sagen, dass ich seinem Vater im Heim geholfen habe bis er gestorben ist. Mit seinem Sohn verbindet mich eine große Freundschaft. Er macht alles, was eigentlich MEIN Sohn machen sollte. Mein Arzt hat einen aktuellen Bericht über meinen gesundheitlichen Zustand geschrieben. Von seiner Seite gab es keinen Grund das Autofahren nicht zu erlauben. Die DEKRA wollte zudem ein aktuelles Gutachten von meiner Neurologin. Sie hat im Bericht geschrieben, dass Herr Gluthmann ALS hat und somit geistig krank ist und kein Auto fahren kann. Für dieses Negativgutachten musste ich auch noch bezahlen. Viele waren verzweifelt und erschüttert (z.B. die Studenten von der Berufsschule, die oft zu mir ins Zimmer kommen und die Prüfung machen.) Frau Angelika wollte dann mit dem Chefarzt der Neurologie (Krankenhaus Rodewisch) reden. Er hält oft Reden vor den Studenten und hat gleich zugesagt, weil er mich auch behandelt. Er hat Nadeln in alle Muskeln gesetzt. Ich musste dann auf einen Krankenhaustermin warten bis der 27.8. bis 2.9.2008 für eine stationäre Behandlung feststand. Damit hatte ich wieder eine Galgenfrist bezüglich der Fahrerlaubnisabgabe. 3) Untersuchungen im Krankenhaus und erster FahrtestVom 27.8.2008 bis 2.9. war ich im Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie in Rodewisch. Ich bin vor 10 Jahren schon zwei Mal dort gewesen. Medizinisch lag jetzt keine Notwendigkeit vor. Aber durch das Vorkommnis mit meinem Sohn war ich nun dazu gezwungen. Im Krankenhaus hatten sie in der Zwischenzeit die alte Küche abgerissen und eine neue moderne Neurologiestation geschaffen. Das Beste: Alle vom Personal waren noch da – sogar die Lehrlinge haben sie übernommen. Mit den ganz normalen Krankenhausbetten bin ich nicht zurechtgekommen. Ich hatte keine Möglichkeit mich fest zu halten. Früh bin ich mit Hilfe der Schwester aus dem Bett und habe dann den ganzen Tag im Rollstuhl gesessen. Ich habe nie geklingelt – auch nachts nicht. Meine liebste Therapeutin Christina hat mich gleich besucht und ist täglich gekommen. Sie ist die Einzige, die vor 10 Jahren gesagt hat, dass mein Zustand nicht besser wird. Andere Ärzte waren gleich verstummt, wenn ich gekommen bin. Die Oberschwester hat meine Familie angerufen und gebeten, für meinen Rollstuhl die Fußstützen und Klinikberichte von Halle und Leipzig zu bringen. Mein Sohn hat mich dabei wieder nicht unterstütz. Sonnabend kam meine persönliche Schwester Mandy. Sie hat mich den ganzen Tag mit Rollstuhl bergauf im Gelände geschoben und unterhalten. Am Sonntag hat das gleich Frau Röhler mit ihrem Sohn privat gemacht. Sie ist die Leiterin Ergo vom Heim und hat auch ein Gespräch mit der Fachärztin über meinen Gesundheits- und Familienzustand gemacht. Das ganze Programm begann mit MRT. Es war für mich wie immer ein großes Problem gerade auf dem Rücken in der Röhre zu liegen. Durch meinen aktuellen Wirbelsäulenbruch hatte ich unendliche Schmerzen. Im MRT haben sie festgestellt, dass ich nie geistig krank gewesen bin und ALS zum Stillstand gekommen ist. Die anderen Tests haben sie gnädig mit Nadeln gemacht und kein Wasser von der Wirbelsäule gezogen. Im Bericht stand dann, dass sie hinsichtlich der Fahrtauglichkeit eine praktische Fahrübung empfehlen. Mit dem Bericht habe ich die Fahrschule Lorenz nach einer Woche und Rücksprache mit dem Doktor aufgesucht. Der Fahrlehrer hat sich ohne Furcht in meinen Smart gesetzt und mich überall hingescheucht. Er hat keine Schikanen ausgelassen und dann das Protokoll geschrieben. Die DEKRA in Plauen bat meinen Sohn mich als Begleitperson für mich im Rollstuhl zu kommen, was er jedoch nicht machte. Meine Ergofrauen aus dem Heim - Frau Dietzel und Frau Röhler – haben mich in ihrer Freizeit nach Plauen begleitet. Sie kennen mich und meinen Körper am besten. Mit drei Autos sind wir über die Autobahn nach Plauen gefahren und haben vor der DEKRA geparkt. 4) Weitere Untersuchungen und die FahrprüfungNachdem ich die Rechnung für den Test bezahlt hatte bin ich mit meinen Ergofrauen zu Doktor Rain gefahren. Mit dem Rollstuhl wurde ich ins Zimmer gezogen. Dann sollte ich mich auf eine Pritsche legen, die einen halben Meter breit war und keinen Griff hatte. Somit hatte ich keinen Halt. Mit Hilfe meiner Ergofrauen habe ich es geschafft und er hat mit der Untersuchung begonnen. Meine Ergofrauen erzählten, was sie mit mir machen und dass ich selbständig vom Rollstuhl ins Auto steige und mit dem Auto nach Plauen gefahren bin. Danach musste ich in einen Raum mit Computer. Ich wusste nicht, was der Bildschirm von mir wollte. Nach Einweisung ist es dann los gegangen. Ich hatte alles richtig – nur zeitmäßig reichte es nicht, denn der Test ist ungeeignet für einen ALS-Kranken, der nicht schnell genug den rechten Arm bewegen kann. Den Fahrtest von der Fahrschule haben sie nicht anerkannt. Nach vier Wochen schickten sie mir das 10-Seiten-Protokoll ins Heim. Ich hatte den Test nicht bestanden und sollte gleich die Fahrerlaubnis abgeben. Ich schrieb gleich einen Einspruch in dem stand, dass ich querschnittsgelähmt bin und nichts ohne fremde Hilfe kann. Ins Auto müsste man mich heben. Daraufhin haben sie geschrieben, dass eine Lade-Bordwand mit Krank notwendig wäre und das sehr teuer ist. Ich antwortete, dass sie den Bericht ändern sollen. Mein Schwager hat mit seinem Schwiegersohn eine DVD mit Video gemacht, wie ich ohne Fremdhilfe in mein eigenes Auto ein- und aussteige und fahre. Sie schauten es nicht mal an und änderten den Bericht nicht. Dank meines Schwagers Werner und meiner Schwester Sabine haben sie beim Leiter der DEKRA in Zwickau erreicht, dass ich eine Fahrprüfung machen kann. Ich sollte es eine Fahrschule mit Smart und Doppelbedienung finden. So etwas gibt es aber nicht. Mein Schwager fand übers herumtelefonieren eine Fahrschule in Auerbach, die Automatik haben. Ich vollbrachte eine komplette Fahrschule mit VW, in den ich ohne Hilfe nicht rein konnte. Ich musste längs und rückwärts zwischen Auto. Ich testete Tage lang in meinem Smart nur mit Spiegel ein- und auszuparken bis es klappte. Bei der praktischen Prüfung stiegen Doktor Richter, ein Prüfer und der Fahrlehrer in das Auto. Sie haben mich in Plauen mitten im Berufsverkehr und auf einem großen Stück Autobahn getestet. Alles hat ohne Beanstandung geklappt – auch das Einparken. Nach vier Wochen habe ich Post von der Fahrerlaubnisbehörde Adorf bekommen mit der Auflage Klasse B. Ich darf nur mehrspurige Kraftfahrzeuge mit automatischer Kraftübertragung und maximaler Geschwindigkeit von 80 km/h fahren. Die Nachuntersuchung ist in zwei Jahren. Ich habe es letztlich 18 Monate hingezogen, bin immer gefahren und hatte großen finanziellen Einsatz. Mein Vorbild ist immer der ALS-Mensch D. Hager. Er ist 82 und mit der Krankheit Auto gefahren. Ich möchte allen Mut machen, wenn man noch fit ist um die Freiheit zu kämpfen. Aber bitte keine Selbstüberschätzung. Mit dem Rollstuhl bin ich in Reichenbach zu der Fahrerlaubnisbehörde gefahren. Frau Rudolf – eine Beamtin zum Verlieben – war sehr freundlich und hilfsbereit. Sie hat mein selbstgebasteltes Passbild geschnitten und mir für Kontrollen alles ohne Kosten abgelichtet. Man hat mir nie die Fahrerlaubnis aller Klassen abgenommen. Nach vier Wochen gab es einen neuen Termin und musste die alte Fahrerlaubnis abgeben. Ich bekam die neue. 5) Ein Dankeschön an alle ..Allen einen großen Dank, die mir beim Kampf geholfen haben. Auch meinem Schwager Werner und meiner Schwester Sabine – Sie mussten oft nach Reichenbach kommen. Auch an deren Tochter und Schwiegersohn - Heike und Dirk – welche die DVD erstellten wie ich fahre. Auch an meine Ergofrauen und meinen Hausarzt – die mir immer wieder Mut gemacht haben und geglaubt haben, der Frank schafft es. Die Heimleitung – sie hat mir ein Gutachten geschrieben, was ich kann. Mein Hausarzt – hat zwei Gutachten geschrieben, dass ich noch Auto fahren kann. Und mein Freund Dietmar Werner – der mir immer geholfen hat. Auch Dank an die Fahrschulen Richter und Lorenz – die immer wussten, dass ich noch fahren kann trotz Rollstuhl. Es lohnt sich immer zu kämpfen gegen die Krankheit und Behörden! 6) Gutachten: Arztbefund und Praktische FahrübungArztbefund:Bei den durchgeführten Untersuchungen ergaben sich folgende Ergebnisse: Während meiner regelmäßigen hausärztlichen Betreuung hat sich der Gesundheitszustand einschließlich des klinischen Status im letzten Jahr nicht verschlechtert. Somit müsste aus medizinischer Sicht - unter Vorbehalt einer erneuten praktischen Fahrübung – die Verlängerung der Fahrerlaubnis möglich sein. Für Rückfragen bzw. medizinische Unterlagen stehe ich gern zur Verfügung. Praktische Fahrprüfung:Am 18.9.2008 in der Zeit von 12.50 bis 14.15 Uhr führte ich eine praktische Fahrübung mit Herrn Gluthmann durch. Wir fuhren dabei 30 Minuten Autobahn sowie innerorts und außerorts Straßen. Bedienfertigkeit für das sichere Fahren waren gut vorhanden. Auch verkehrsrechtlich gab es keine Einwände. Beim Rückwärtsfahren stellte ich eine leichte Unsicherheit fest, da Herr Gluthmann mit der Körperdrehung nach hinten beeinträchtigt ist. Aus meiner Sicht ist zurzeit das sichere Führen des KfZ noch gegeben. |